Zugegeben: Anfangs war ich kein besonderer Phonosophie-Fan. Sowohl beim Strom- als auch beim USB-Kabel störte mich der etwas zu helle Klang, den die Kabel zumindest an meiner damaligen Anlage verursachten. Dann schickte mir Ingo Hansen, Chef und Chefentwickler von Phonosophie, 50 seiner kleinen selbstklebenden Aktivatorchips, die ich brav nach Anleitung an Stecker, Geräte, CDs und sogar an die Zimmerleuchte klebte. Ab da war ich zumindest ein kleiner Fan. Denn die Entspanntheit, die diese unscheinbaren Aufkleber beim Musikhören erzeugen, ist durchaus bewundernswert. Als sich nun neues Testmaterial von Phonosophie ankündigte, war ich trotzdem skeptisch (der erste Eindruck lässt sich eben nur schwer revidieren). Und schon beim Auspacken sah ich meine Zweifel bestätigt: Eine Bonbonbox mit roten Jelly Beans – was bitte sollte ich damit anfangen?
Die Wirkungsweise
Die Jelly Beans stellten sich nach Lektüre des Beipackzettels als Kappen für Cinchbuchsen heraus, sogenannte RCA-Caps. Damit soll man alle offenen, also ungenutzten Buchsen verschließen, um die klangverschlechternden Einflüsse von Elektrosmog zu verringern. Die Caps wirken dabei nicht wie ein Abschlussstecker, mit dem man zum Beispiel den offenen Digitalausgang eines Players verschließt. Stattdessen sind sie mit einer Informationstechnik versehen, die Strukturinformationen auf die Cinchbuchsen und die angeschlossenen Platinen übertragen. Diese Strukturinformationen sollen dafür sorgen, dass weniger sogenannte Potenzialwirbel entstehen.
Aber zurück zum Testmaterial: Das Gute an der Informationstechnik ist, dass sie sich deutlich leichter (und damit preiswerter) auf ein Produkt auftragen lässt als die Aktivatortechnik, mit der beispielsweise die erwähnten Chips versehen sind. Dafür gab es bislang ein anderes Problem: Informationstechnik auf Produkten aus Kunststoff – das haute irgendwie nicht hin. Doch mit „First Steps“ und den RCA-Caps als erstem Produkt dieser neuen Reihe hat Phonosophie nun einen Weg gefunden, beides zu kombinieren – und das zu einem Preis, der eine Kampfansage an alle Hersteller von Tuningmaterial ist: Ein Cap kostet gerade einmal sieben Euro, die Bonbonbox mit 20 Caps 100 Euro. Wenn sie halten, was der Beipackzettel verspricht, wäre das eine kleine Revolution.
Der Höreindruck
Alles nur Einbildung?
Sicherheitshalber wechsel ich zu einer meiner Lieblingsscheiben: „Love Me Tender“, ebenfalls eine SACD, auf der Barb Jungr Elvis-Presley-Songs neu interpretiert. Bereits die ersten Takte des ersten Songs „Love Letters“ bestätigen meinen Höreindruck: Die Anschläge der Celesta klingen so glasklar wie noch nie, rücken ebenfalls ein Stück auf mich zu. Und vor allem: Zwischen den Tönen sind plötzlich feine Rauminformationen wie Nachhall und Ausschwingen zu hören, die mir bislang gar nicht aufgefallen sind. Dieser Eindruck zieht sich auch durch die nächsten beiden Songs und wird dann bei „Wooden Heart“, der englischen Version des Volkslieds „Muss i denn zum Städtele hinaus“ sogar noch getoppt: Der Rhythmus wird in diesem Song von einem echten Klavier und einem Xylophon vom Synthesizer vorgegeben, die eine lebhaft „hüpfende“ Melodie spielen. Doch erst jetzt scheint das Timing des Songs wirklich zu stimmen. Wahrscheinlich, weil durch das Quäntchen mehr an Dynamik und den besseren Raumeindruck alles so richtig ins Lot kommt.
Zur Erinnerung:
Alles, was ich bislang getan habe, ist, den Digitalausgang meines Players mit einer kleinen roten Plastikkappe zu verschließen.
Aber es warten ja noch mehr Cinchbuchsen darauf, verschlossen zu werden. Nicht viele, da mein Digitalverstärker insgesamt nur über vier Buchsen verfügt – zwei digitale und zwei analoge, die von meinem Player belegt sind. Also schließe ich zunächst die beiden Digitaleingänge. Und siehe da: Der beschriebene Eindruck verstärkt sich noch. Nicht in dem Maße wie beim Einsatz des ersten Caps. Aber immer noch stark genug, um bei mir ungläubiges Staunen zu verursachen. Ich probier noch mal etwas anderes: Ich ziehe die Stecker vom CD-Player ab, ebenso die zwei Caps von den Digitaleingängen und streame nun Musik von meinem Laptop direkt zum Verstärker. Nach einer kurzen Einhörphase verschließe ich alle vier Buchsen mit den Caps. Der Effekt ist derselbe: Zwischentöne, die es bislang nicht in mein Hörbewusstsein geschafft haben, sind deutlich hörbar.
Instrumente treten aus dem Hintergrund hervor, als wollten sie rufen: „Ich bin auch noch da!“. Dazu ein Raum, der in jede Richtung größer wird und dadurch Sängern und Instrumenten mehr Platz gibt, sich zu entfalten. Und eine Dreidimensionalität, die selbst die feinen Vor- und Rückwärtsbewegungen einer Rassel hörbar machen. Besonders eindrucksvoll sind die Veränderungen bei Jeff Buckleys „Hallelujah“ (FLAC, 24 Bit, 192 kHz): Er steht geradezu greifbar im Hörraum und sorgt mit seiner einzigartigen Stimme für Gänsehaut pur – auch, weil seine Verzweiflung und Trauer nun selbst in den leisesten Tönen deutlich mitschwingt. Aber im Grunde ist es egal, welchen Song ich in welcher Auflösung anklicke: In jedem gibt es etwas Neues, bislang Verborgenes, zu entdecken.
Ganz nebenbei: Die Caps wirken auch am Fernseher. Nachdem ich dort die fünf Buchsen verschlossen habe, verbessert sich innerhalb einer Minute der Schwarzwert so sehr, dass ich bei den Bildeinstellungen die Helligkeit etwas heraufsetzen muss. Und je länger die Caps auf den Buchsen stecken, desto besser wird der Kontrast, die Plastizität, und auch die Bildschärfe verbessert sich leicht.
Das Fazit
Vom Saulus zum Paulus: Die Caps haben mich endgültig zum Phonosophie-Fan gemacht. Was Hansen hier zu einem geradezu lächerlichen Preis auf den Markt gebracht hat, ist eine Revolution:
Eine so deutliche Klangverbesserung für so wenig Geld gibt es derzeit wahrscheinlich bei keinem anderen Tuninganbieter. Und selbst die Gerätehersteller sollten sich warm anziehen: Statt eines Neukaufs für Hunderte oder sogar Tausende Euros kann man jetzt mal eben so seine Anlage um Klassen verbessern. Dass die Caps auch im Heimkinobereich wirken, macht die ganze Sache nur noch besser. Schon jetzt die Kaufempfehlung des Jahres!
Der Preis
Ein Schnäppchen! Für einen Cap bezahlen Sie sieben Euro, für die ganze Box mit 20 Caps werden 100 Euro fällig. Je nachdem, wie viele Buchsen Sie verschließen müssen, lohnt sich der Einzelkauf oder die „Vorratspackung“. Caps für andere Abschlüsse wie XLR, USB oder Ethernet sind in Kürze erhältlich – die ganze Reihe nennt sich „First Steps“. Den Fachhändler in Ihrer Nähe finden Sie hier: Phonosophie Fachhändler
Die Testanlage
Amplifier | Devialet 120 |
Player | T+A D10 MKII |
Computer | Dell Studio 1749, Windows 10, JRiver Media Center 21 |
Speaker | Duetta (modifiziert) |
LS-Cable | MIT EXp 1 |
AC-Cable Amp und Player | VOVOX Textura Netzkabel 1,8 m |
Gerätefüße | NovaPads-plus |