Musik vom Handy per Bluetooth auf eine Highend-Anlage streamen. Wahrscheinlich sträuben sich den meisten Leserinnen und Lesern bereits bei diesem Satz die Haare. Deshalb schnell die Entwarnung: Ja, mit diesem kleinen Kasten geht’s wirklich. Und zwar mit einem Sound, der richtig Spaß macht und irgendwie beruhigt – und vor allem zu einem moderaten Preis.
Das Gute an HiFi-Tuning ist ja, dass es – zumindest in vielen Fällen – deutlich preiswerter ist, als sich neue Highend-Geräte für mehrere tausend Euro anzuschaffen. Deshalb macht es immer wieder Spaß, Berichte wie diesen schreiben zu dürfen. Denn so viel vorweg: Hier gibt es für verhältnismäßig wenig Geld richtig viel auf die Ohren.
Aber von vorne: Ich persönliche streame nicht. Zumindest nicht im eigentlichen Sinne – also von einem Streamingdienst wie Spotify, Apple Music, Qobuz, Tidal oder wie sie alle heißen. Und erst recht nicht übers Handy auf meine Anlage. Ich schaffe es zeitlich kaum, meiner auf Festplatte gespeicherten Musikbibliothek die Aufmerksamkeit zu widmen, die sie verdient hätte. Von daher bin ich mit dem gefühlt unendlichen Angebot von Streamingdiensten komplett überfordert. Mein Stream besteht aus meinem Laptop mit besagter Bibliothek, einem Apple AirPort für ein kleines eigenes WLAN-Netz und meinem Devialet, der aus den Daten irgendwie gute Musik macht.
Andererseits bin ich genau die Zielgruppe, für die so ein kleiner Bluetooth-Musik-Receiver wie der Audioengine B1 gemacht ist. Denn in meinem Wohnzimmer habe ich als Ergänzung zu meinem Fernseher ein kleines Paar Aktivboxen von Nubert stehen. Die sehen zwar noch wie neu aus, dürften aber mittlerweile rund zehn Jahre alt sein und wurden damals noch nicht mit eigenem Bluetooth-Empfänger ausgerüstet.
Genau hier schafft die kleine schwarze Kiste Abhilfe – ebenso wie an jeder „normalen“ Anlage mit Verstärker oder Receiver, HiFi oder Highend, ganz egal: Der Audioengine lässt sich überall anschließen und ermöglicht es ganz bequem, Musik vom Handy abzuspielen. Dass das auch noch gut klingt, dafür sorgen gleich zwei Unternehmen: die texanische Lautsprecherschmiede Audioengine, die sich mittlerweile auch auf Streaming spezialisiert hat, sowie der Hamburger HiFi-Tuner Ingo Hansen mit seinem Unternehmen Phonosophie.
Das Produkt
Bei dem B1 handelt es sich um einen kleinen Kasten, der nicht einmal zehn mal acht Zentimeter misst und selbst mit ausgeklappter Antenne keine zehn Zentimeter hoch ist. Dafür hat er erstaunlich viel zu bieten: natürlich zuallererst den Bluetooth-Empfänger in Form der Antenne (Bluetooth 5), einen vergoldeten Cinch-Stereo-Ausgang für analoge Signale, einen optischen SPDIF-Ausgang, Unterstützung von aptX-HD für Android- und ACC für Apple-User sowie den D/A-Wandler Asahi Kasei Microsystems AK4396 für 24-bit-Qualität.
Das alleine wäre schon einen Test wert. Als Kirsche auf der Sahne hat dann aber noch Ingo Hansen Hand an das Gerät gelegt. Äußerlich sichtbar ist das zunächst anhand des roten RCA-Caps, der oben auf der Antenne steckt – ein Produkt, das ich bereits von einem früheren Test kenne und seitdem an allen ungenutzten Cinch-Ein- und Ausgängen an meiner Anlage und an meinem Fernseher nutze (großer Fan – wahrscheinlich die preiswerteste Art, eine Anlage deutlich aufzuwerten). Und in Form des blauen E64-Clips aus der neuen „New Living Energie“-Produktreihe, der am Antennenschaft befestigt ist.
Tatsächlich hat Hansen aber noch deutlich mehr verändert – man sieht es bloß nicht: Sowohl das Gerät selbst als auch das mitgelieferte Netzteil (mit rotem Punkt für die richtige Polung) und das Cinchkabel sind getunt. Dazu gleich unter „Wirkungsweise“ mehr. Zunächst aber noch ein Satz zum Anschluss des kleinen Receivers. Kurz gesagt: Einfacher geht es kaum. Man steckt ihn in die Steckdose, das Cinchkabel in meinem Fall in die aktive Master-Box. Dann Bluetooth auf dem Handy aktivieren, unter den Bluetooth-Einstellungen „Audioengine B1“ auswählen – und die Musik auf dem Handy starten. Schon geht es los!
Die Wirkungsweise
Zugegeben: In diesem Kapitel wird es etwas tricky. Aber ehrlich gesagt werde ich gar nicht versuchen, genau zu erklären, wie die Produkte von Phonosophie wirken sollen. Auch nach mehreren Gesprächen mit Hansen habe ich nur eine grobe Vorstellung. Wen die Details interessieren, der besucht am besten mal einen Messestand von Phonosophie oder geht bei Gelegenheit persönlich in Hamburg im Ladenlokal vorbei.
Alternativ kann ich das nicht ganz ernst gemeinte und trotzdem sehr aufschlussreiche Interview meines Kollegen Jörg Helbig mit dem Herr-der-Ringe-Zauberer Gandalf empfehlen. Und natürlich hilft auch ein Blick auf die Website www.phonosophie.de/. Am einfachsten lässt sich das alles wohl auf diese Formel bringen: Die Phonosophie-Produkte verringern die negativen Auswirkungen von Elektrosmog auf das Gerät und den Menschen – und verbessern dadurch das Hörerlebnis.
Hansen setzt dabei auf verschiedene Ansätze: Zum einen wurden am Gerät selbst maßgeschneiderte Tuningmaßnahmen vorgenommen (über die Phonosophie allerdings keine Informationen preisgibt). Zum anderen kommt die bewährte Aktivator-Technik zum Einsatz, die über ein Aktivfeld Strukturinformationen auf ein Gerät oder einen Gegenstand überträgt und dadurch den störenden Einfluss von Elektrosmog auf Gerät und Mensch reduziert (in diesem Fall Netzteil und Cinchkabel).
Weiter geht es mit dem roten RCA-Cap auf der Antennenspitze aus der etwas „abgespeckten“ First-Steps-Produktreihe, die ebenfalls mit Strukturinformationen, aber ohne Aktivfeld arbeitet (dafür auch deutlich preiswerter ist). Und schließlich setzt Hansen noch auf die neue New-Living-Energy-Serie in Form des blauen Clips, die sich laut Hansen so positiv auf den Menschen auswirkt, als gäbe es de facto keine negativen Auswirkungen durch elektromagnetische Strahlung mehr.
Diesen Effekt kann Hansen mit speziellen Messinstrumenten und kinesiologischen Tests tatsächlich auch nachweisen. Hierzu empfehle ich ebenfalls, Hansen einfach mal persönlich kennenzulernen, um tiefer ins Thema einzusteigen. Seine Begeisterung für das ganze Thema ist schlichtweg ansteckend …
Der Höreindruck
Hansens eigener Maßstab an all seine Produkte ist leicht auf den Punkt zu bringen: so nah an „live“ dran wie nur möglich! Alle Infos, die bei der Aufnahme ins Mikro reingehen, sollen später bei der Wiedergabe auch wieder aus den Lautsprechern rauskommen. Da das Ganze rein physikalisch aber nicht ohne Verluste geht, soll das Hörerlebnis zumindest so nah wie möglich am Original dran sein.
Ich bin gespannt, wie nah ich diesem Ziel komme, und starte meinen Hörtest zunächst ohne den roten Cap und den blauen Clip – fälschlicherweise davon ausgehend, dass ich nun den Audioengine sozusagen pur in Werksausführung höre (dass das Gerät selbst, das Netzteil und das Cinchkabel getunt sind, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht). Als Musik spiele ich ein paar MP3-Dateien ab, die ich auf dem Handy für unterwegs gespeichert habe … 256 Kbit/s … also ziemlich mickrige Qualität.
Was aus den Lautsprechern zu hören ist, ist alles andere als mickrig. Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, wie gut das Ganze auf Anhieb klingt – das hatte ich so nicht erwartet. Bei Barb Jungrs „Love Letters“ ist das feine Tremolo des Cellos zu hören, die Stimme steht weit vorne und wirkt bereits sehr plastisch. Das gilt ebenso für Kari Bremnes und Brian Flanagan, die ich anschließend anspiele. Bei Flanagans „Whole Lot of Livin‘“ tut sich eine große Bühne auf mit dem Klavier weit im Hintergrund und der später einsetzenden Gitarre und der Harfe weit vorne fast auf Höhe des Sängers.
Und weil ich der Meinung bin, dass „live“ ja ein schöner Anspruch sein mag, aber natürlich jede Art von Musik gut klingen sollte, springe ich zur Instrumentalversion des Alphaville-Klassikers „Big in Japan“, die auf der remasterten Deluxe-Ausgabe des Albums „Forever Young“ zu finden ist. Hier ist so gut wie nichts live, der Großteil des Songs stammt vermutlich aus dem Synthesizer. Aber wow, was soll ich sagen … Der Track fliegt mir förmlich um die Ohren: druckvoller Bass, detailreiche Effekte, tolle Räumlichkeit – und alles ziemlich weit vorne, fast zum Anfassen (was auch immer man da anfassen könnte …).
Also gut, denke ich … mal schauen, was passiert, wenn man die beiden Tuningteile von Hansen wieder anbringt. Da ich die Caps ja wie bereits gesagt schon kenne, weiß ich in etwa, was ich zu erwarten habe – und werde auch nicht enttäuscht: Bei jedem der vier Tracks nimmt der Detailreichtum enorm zu. Am auffälligsten lässt sich das an der Artikulation der beiden Sängerinnen und des Sängers festmachen. Es wirkt, als hätten sie alle schnell einen Kurs in perfekter Aussprache besucht, sodass jedes kleine und feine Nebengeräusch beim Formen der Wörter hörbar wird. Live eben.
Das gilt auch für das Cello von „Love Letters“, das deutlich sonorer und mit noch mehr Tremolo erklingt, und für die Celesta, die sich viel deutlicher im Raum verorten lässt. Aber auch die Synthesizer-Effekte von „Big in Japan“ werden besser. Ich nehme mehr von ihnen wahr, sie lassen sich im Raum besser orten, zudem klingt der ganze Track dynamischer – vom Bass bis in die Höhen. Einfach Spielfreude pur! Bei der Ballade „Nytt imellom oss“ von Bremnes fällt mir irgendwann auf, dass ich mit den Fingern mitwippe – was bei diesem extrem langsamen Song gar nicht so leicht ist.
Aber die Emotionen, die hier rüberkommen, reißen mich einfach mit. Ich springe ein bisschen durch meine Handy-Musiksammlung und lande bei Patricia Kaas und ihrem Track „Sans tes mains“. Hier fällt mir sofort auf, dass die Schläge des Gitarristen auf den Gitarrenkorpus und der eigentliche Gitarrenklang hier tatsächlich eine akustische Einheit bilden, räumlich perfekt dargestellt. Bei Bachs Motette „Komm, Jesu, komm“ von Trinity Baroque lösen sich die Lautsprecher regelrecht auf und die Kirchenatmosphäre hallt durch mein Wohnzimmer. Und Andra Days „Rise up“ bläst mir schlichtweg die Ohren weg, so eindringlich steht die Sängerin im Raum. Nur noch mal zur Erinnerung: Ich spiele gerade MP3-Dateien ab …
Ich melde mich probehalber bei Qobuz an, um „richtig“ streamen zu können und das Ganze noch mal mit hochauflösenden Tracks zu wiederholen. Das Problem: Ich kann es nicht besser beschreiben, als alle Steigerungen noch etwas weiter zu steigern – noch sonorer, noch plastischer, noch emotionaler, noch dynamischer. Vielleicht reicht aber auch dieser eine Satz: Was mithilfe von HiRes-Musik und dem getunten Audioengine über eine Bluetooth-Verbindung an Klangqualität machbar ist, hätte ich vor diesem Test niemals für möglich gehalten.
Und dieser Test ist noch gar nicht zu Ende. Denn zwischenzeitlich hatte Hansen mir noch drei Aktivator-Chips zum Aufkleben für mein Handy geschickt. Die Prozedur haben wir dann zusammen am Telefon durchgeführt – erst ein Chip oben auf die Rückseite, dann der zweite unten und zum Schluss der dritte in die Mitte. Nach jedem aufgeklebten Chip habe ich in dasselbe Stück reingehört („Love Letters“) und versucht, eine Klangverbesserung zu hören.
Beim ersten und zweiten Chip gelang mir das tatsächlich (Barb Jungr wuchs förmlich aus den Lautsprechern hinaus und füllte mein Wohnzimmer mit ihrer umwerfenden Stimme, als wäre sie leibhaftig anwesend), beim dritten Chip musste ich passen. Aber: Das Wichtigste passierte eh erst später. Denn ab sofort stellte sich beim Streamen eine angenehme Ruhe ein – sowohl im Klangbild, aber auch in mir als körperliche Empfindung.
Ja, das mag verrückt klingen. Aber ich als tendenziell eher nervöser Mensch konnte sehr deutlich spüren, wie sich diese Ruhe in mir breit gemacht hat und das Musikhören zu einem ungemein entspannten Erlebnis wurde – obwohl ich das Handy als Empfänger und Absender von Elektrosmog direkt auf meinem Oberschenkel liegen hatte. Ich hab den Audioengine dann noch in meinem eigentlichen Hörraum angeschlossen – ohne ihn wirklich zu nutzen. Hansen gab mir den Tipp, einfach mal auszuprobieren, was bereits passiert, wenn der kleine Kasten zusätzlich zu meinem Devialet in der Steckerleiste steckt.
Und ja, auch da wirkt er und sorgt ebenfalls für mehr Ruhe im Klangbild, sodass ich lauter und länger hören kann, ohne dass es anstrengend wird. Der Effekt soll sich sogar noch steigern lassen, wenn man das getunte Cinchkabel an den Verstärker anschließt. Da hier aber direkt vorher noch die roten RCA-Caps im Einsatz waren, konnte ich keine weitere Verbesserung feststellen.
Und natürlich habe ich dann ganz zum Schluss noch den Audioengine an meinem Devialet genutzt, um ihn mit Musik von meinem Handy zu füttern. Was soll ich sagen? Auch an meiner Highend-Anlage macht der Audioengine genau das, was er soll – richtig gute (Live-)Musik.
Das Fazit
Der kleine Kasten macht einfach Spaß. Wer gerne seine Musik bequem vom Handy auf seine Anlage streamen will, bekommt hier für vergleichsweise kleines Geld großen Hörgenuss. Und das Beste daran: Mit den Produkten von Hansen lässt sich der hervorragende Klang immer noch etwas weiter verbessern – je nachdem, was der Geldbeutel gerade hergibt.
Der Preis
Der Audioengine kostet in der getunten Basisversion 459 Euro. Wer noch einen Schritt weitergehen will, kann sich für weniger als 65 Euro ein Upgrade besorgen (7 Euro für den roten RCA-Cap, 35 Euro für den blauen Clip und insgesamt 22,50 Euro für die drei Klebechips, um das Handy zu entstören). Doch vermutlich wird es dabei nicht bleiben. Denn wer die Produkte von Hansen erstmal zu schätzen gelernt hat, der wird immer wieder mal in etwas Neues aus dem Hause Phonosophie investieren. Das „Zeugs“ macht einfach süchtig.
Vertrieb
PHONOSOPHIE
I. Hansen Vertriebs GmbH
Luruper Hauptstraße 204
22547 Hamburg
Telefon: 040 / 83 70 77
www.phonosophie.de/