Um bestmöglichen Klang zu erzielen, müssen Lautsprecherboxen per Spike an den Boden angekoppelt werden. So lautet zumindest die landläufige Meinung. Doch ist das wirklich so? Unser Testbericht über Audioplans Antispikes liefert interessante Erkenntnisse.
Der Ärger mit den Metallspikes
Die Ausgangssituation unseres Tests dürfte der Aufstellungssituation der meisten HiFi-Haushalte mit einem Parkettfußboden entsprechen: Die Lautsprecherbox wird zwar mit Spikes an den Boden angekoppelt, aber aus Schutz vor dem empfindlichen Bodenbelag wird unter die Spikespitze meist ein Metallplätchen untergelegt. In unserem Fall erfüllte bis dato eine dünne 1 Cent-Münze diese Schutzwirkung. Nun, wie wir aus früheren Tests mit unterschiedlichen Untergründen wussten, war das direkte Ankoppeln der Metallspikes ohne Metallplätchen klanglich die beste Lösung. Aber: Die Spikes hinterlassen hässliche Löcher. Besonders ärgerlich wird das Ganze, wenn auf der Suche nach der optimalen Lautsprecherposition der Parkett-Fußboden konsequent durchlöchert wird. Somit verbietet sich normalerweise der direkte Spike-Bodenkontakt.
Der Aufbau
Mittels einer schwarzen Kunststoffschraube (erhältlich in M6-, M8- oder M10-Gewinde) wird der Antispike an der Lautsprecherbox befestigt. Der Antispike-Korpus (Durchmesser: 28 mm, Höhe 20mm) besteht aus einem Kohlefaser-Verbundwerkstoff aus dem Hause Sicomin. Das Material, die Form und Größe sind speziell auf die Verwendung unter Lautsprechern abgestimmt. Nach Aussage von Audioplan eignen sie sich für alle Untergründe. Der Sicomin Antispike ist mit mindestens 50 kg je Stück belastbar. Die Antispikes werden in einem Viererset ausgeliefert.
Die Anwendung
Aus der Bedienungsanleitung kann entnommen werden, dass die Antispikes auch für Lautsprecherständer und Plattenspieler mit Holzzarge geeignet sind. Der Antispike wird mittels der Kunststoffschraube „BlackScrew“ leicht angeschraubt. Werden Sie zu fest angezogen, verschiebt sich das Klangbild in Richtung „heller“ und „härter“. Falls die Komponente keine Montagemöglichkeit aufweist, können M6-Gewindebuchsen bei Audioplan mitbestellt werden. Als geeignete Untergründe werden Parkett, Fliesen, Laminat und sogar Teppich genannt.
Der Klang
Nachdem wir uns in Loreena McKennitts Meisterwerk „Nights from the Alhambra“ eingehört hatten, folgte eine 10 minütige Intensiv-Umschraubeaktion. Eisenspikes runter, Audioplan-Antispikes mit den mitgelieferten Kunststoffschrauben rauf.
Die Montage klappte völlig unproblematisch. Die jeweils ersten drei Antispikes wurden (leicht) auf Anschlag festgedreht, das Vierte drehten wir mit Gefühl so lange Richtung Boden, bis der Lautsprecher einen festen und wackelfreien Stand hatte. Nach einer finalen Überprüfung der exakten Lautsprecherposition konnte der Hörplatz schnell wieder aufgesucht werden. Die klanglichen Unterschiede fielen sofort auf: Das Klangbild wirkte schlanker, aufgeräumter. Es schien so, als ob sich die räumliche Abbildung der Instrumente verbesserte. Die Höhen verloren an Härte und Strenge und Loreenas Gesang punktete mit mehr Natürlichkeit.
Trotz der genannten klanglichen Verbesserungen konnten uns die Antispikes bei dem ersten Hördurchgang an unserer Testanlage nicht vollständig überzeugen. Das Dynamikspektrum hatte sich verschlechtert. Trommelattacken wirkten nivelliert, die Bühnenbreite wurde geringer und der Bassbereich schien nicht mehr so weit hinabzureichen. Es folgten mehrere Hördurchgänge mit mehrmaligem Wechsel auf die Originalspikes und wieder zurück auf die Antispikes. Ohne Zweifel, die Antispikes hatten in Teildisziplinen deutliche klangliche Vorteile, doch die wurden mit auch mit einem Klangverlust in anderen Teildisziplinen erkauft. Es hatte den Anschein, dass die AntiSpikes bei den Redaktionslautsprechern (Sonus Faber Gran Piano Home) in Sachen Resonanzbedämpfung zu viel des Guten taten. Doch so leicht gaben wir nicht auf: Wir hatten Blut geleckt!
Und wir experimentierten weiter. Irgendwann kamen wir auf die Idee, die Kunststoff-Madenschrauben mit den Original-Stahlspikes der Sonus Faber Lautsprecher auszutauschen. Die Stahlspikes zeigten nun mit der Spitze nach oben. In das nach unten herausragende Gewinde konnten so die Antispikes angeschraubt werden. Zugegeben, optisch ein wenig gewohnheitsbedürftig. Aber akustisch an der Redaktionsanlage der Knaller! Die gewohnte Dynamik war wieder da, die Trommelattacken ließen einen ehrfurchtsvoll zusammenzucken. Und das ohne irgendwelche Dröhnfrequenzen oder gar einer Begrenzung des Tiefbassbereiches. Ebenfalls keine Spur von metallisch klingenden Mitten-/Höhen, wie wir sie jahrelang durch die Stahlspikes gewohnt waren. Die räumliche Darstellung erfolgte in den richtigen Proportionen. Und Loreenas Stimme? Perfekt – die leichte tonale Härte war wie weggeblasen. So muss sich der Gesang anhören. Es schien grundsätzlich so, als ob der gesamte Frequenzgang viel ausgeglichener war. Wo vorher ein schwer durchhörbares Klangkauderwelsch vorherrschte, traten nun die Instrumente als eigenständige Klangkörper mit deutlicher räumlicher Abgrenzung in Erscheinung. Alles war nun so, wie es sein sollte. Stundenlanges, stressfreies Hören war so möglich. Das machte Laune. Das wiederum führte zu dem Verlangen, am Lautstärkeregler stetig nach rechts zu drehen. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass wir die Antispikes natürlich nicht mehr demontierten. Die bleiben dran, gar keine Frage….
Anmerkung:
Unsere speziellen Erfahrungen an unserer Redaktionsanlage lassen sich nicht blind auf jede Wiedergabekette im Verhältnis 1:1 übertragen. Der akustisch gut bedämpfte Hörraum, die ausgesprochen runde Klangcharakteristik der Sonus Faber Hochton-Gewebekalotte, der Parkettboden mit Fußbodenheizung und die Ankoppelung des Phonosophie-Rack an den Boden haben dem Test eine individuelle Note aufgedrückt. Wir gehen davon aus, dass die vom Hersteller vorgesehene Verwendung der Kunststoffschrauben bei den meisten Anlagen zum besten Ergebnis führt. Durch unseren Test kann man jedoch sehen, dass die Sicomin-Antispikes sehr effektiv und vielseitig angewendet werden können. Auch bei Spezialproblemen!
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Fazit
Ein deutlicher Schritt zu mehr Musikalität. Das durch übliche Stahlspikes verursachte tendenziell „metallisch/hart“ eingefärbte Klangbild wandelt sich durch die Antispikes zu einem natürlich-/musikalischen Gesamtgefüge. Durch festes oder loses Verschrauben der Kunststoffschraube kann die Klangtendenz „härter/weicher“ leicht verändert werden. Wenn dies in Spezialfällen nicht ausreicht, kann durch den Einsatz einer Stahlschraube die Klangrichtung stärker verändert werden. Unsere Sonus Faber Lautsprecher erreichten mit den Antispikes auf einem schwimmend verlegten Parkettboden eine noch nie da gewesene Performance.
Der Preis
Das Set mit 4 Stück kostet 55 Euro (unverbindliche Preisempfehlung). Die Antispikes sind bei allen Audioplan Fachhändlern erhältlich.
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Hersteller
Audioplan Thomas Kühn e.K.
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