Einstein Netzleiste „The Octopus Ultimate“ – HiFi Test

Lesedauer: ca. 9 Minuten

Einstein The-Octopus-Ultimat

Der Stein des Weisen

Es muss vor 1988 gewesen sein, als Rolf Weiler und Volker Bohlmeier in einem der noch im Aufschwung begriffenen Baumärkte standen und nach einer Netzleiste für ihre Heimstereoanlagen suchten. Nach längerem Kopfschütteln muss der Gedanke gereift sein, umgehend eine Hifi Manufaktur zu gründen und neben hochwertigen Röhrenverstärkern auch eine adäquate Netzleiste zu bauen – so jedenfalls meine Vorstellung, als ich kürzlich mit der nun in der neuen Version erhältlichen Netzleiste „The Octopus Ultimate“ in Berührung kam.

„In Berührung kommen“ ist da auch das richtige Wort. Die beiden Herren, die seit diesem Jahr auch gleichzeitig die Köpfe des Unternehmens Einstein Audio sind, werden wohl nachher im Auto noch über das Kauferlebnis einer Plastiknetzleiste aus dem Baumarkt diskutiert haben und dieses bei einer Skala von 0-10 wohl einem Wert nahe 0 zugeordnet haben. Ein rotes Gummiband um das Kabel und vielleicht noch verpackt in einer transparenten Plastiktüte – ja, so muss es einfach gewesen sein. Die Einstein Netzleiste wird wohl genau aus diesen Gründen in einer großzügig dimensionierten Holzkiste geliefert, da werden Erinnerungen an meine Sonus Faber Guarneri Lautsprecher wach, die ebenfalls in Holzkisten geliefert wurden. Ok, den Italienern traut man so etwas zu, aber den Deutschen?

Einstein - The Octopus Ultimate in Holzkiste
Lieferumfang „The Octopus Ultimate“ Foto: Thomas Terrail

In der Holzkiste liegen zwei Baumwollhandschuhe bereit, um die hochglanzpolierte Netzleiste ohne Fingerabdrücke von ihrem schwarzen, weichen Papier zu befreien. Mit dabei sind ein Reinigungstuch mit Einstein Emblem, ein Reinigungsmittel, zwei Abschlusskappen mit Schlüssel für leer gebliebene Steckdosen, natürlich ein hochwertiges Netzkabel und selbstverständlich eine Bedienungsanleitung. Innerhalb des Holzdeckels – im schwarzen weichen Kunststoff eingeprägt – findet man in großen Lettern nochmal den Namen Einstein.

Das ist ein Kauferlebnis, liebe Leser, und dann noch vor dem heimischen Kamin. Nun gut, mit einem Budget von ein paar Euro lässt sich so ein Aufwand bei einer Baumarktleiste wohl nur schwerlich bewerkstelligen, aber es verwundert schon, dass diesem Thema in der Hifi Szene so wenig Zuwendung beschieden wird. Eine Netzleiste für über 1.000 € in einer billigen Pappverpackung? Haben wir alles schon gesehen. Die Firma Einstein verfolgt allerdings auch eine besondere Philosophie. „Es geht um die schönen Dinge des Lebens“, liest man auf den Webseiten. Die fängt natürlich bei dem Auspacken eines hochwertigen Stückes an, nur das man als Unwissender in dieser hochwertigen Holzbox eher einen aus Muranoglas gefertigten Teller für die Kunstsammlung erwartet hätte. Aber Einstein hat diese Philosophie vom ersten bis zum letzten Schritt sorgfältig durchdacht und deshalb ist es naheliegend, dass eine wertige Anlage auch eine hochwertige Stromversorgung besitzen sollte.

 

Die Technik

Fangen wir bei der als Dreieck – aus dickem, hochglanzpolierten Edelstahl – geformten Stromleiste an. Notwendig ist das sicher nicht, zumal Metall bekanntlich aufgrund einer meist sehr hohen elektrischen Abstrahlung für den Hifi Betrieb eher ungeeignet ist. Nahe an der Anlage aufgestellt, stört das elektrische Feld die einzelnen elektronischen Komponenten und damit auch die saubere Klangwiedergabe.

Die Einstein Leiste besitzt kaum etwas davon, sie verhält sich hier nahezu perfekt – ähnlich der phantastisch geschirmten Vibex Netzleiste. Hier gibt es also Entwarnung. Nur an dem Netzstecker, der von der Netzleiste abgeht, finden sich typischerweise erhöhte Werte, das Kabel selbst ist gut geschirmt. Der Kaltgerätestecker wird durch eine spezielle Klammer an der Leiste zusätzlich gesichert. Das Ergebnis sind reduzierte Kippelbewegungen, ein fester Sitz und damit ein geringerer Übergangswiderstand.

Auffällig sind natürlich die vier roten und die vier schwarzen Stecker, die sich auf beiden Seiten der Leiste befinden. Man sollte tunlichst beherzigen, dass die Quellgeräte mit digitalem Hintergrund oder mit Schaltnetzteilen an die roten Steckdosen (Bis zu 6 A Stromaufnahme belastbar) angeschlossen werden. Ein HF-Filter verhindert auf dieser Seite die störende Einstrahlung. Dazu wurde eine Rückwärtsdämpfung mit in dem Konzept berücksichtigt, um die hochfrequente Störstrahlung der angeschlossenen Geräte zu minimieren.

EINSTEIN Netzleiste - The Octopus Ultimate Alle anderen Geräte (bis max. 16 A) wie Verstärker o.ä. finden auf der anderen Seite Platz. Achten Sie aber darauf, dass Sie bei der Verwendung eigener Netzkabel unbedingt eines im C19/C20 Format nutzen. Nur dann sind die 16 A abrufbar. Die meisten Kabel am Markt sind aufgrund von Kaltgeräte- bzw. Stromsteckern im C13 / C14 Format lediglich bis 10 A belastbar und benötigen in unserem Fall eine gesonderte Sicherung, damit dieser Wert nicht überschritten wird. Bei dem Anschluss Ihrer Geräte finden Sie ebenfalls Unterstützung. Zwei blau illuminierte Displays, eines zeigt die anliegende Netzspannung an, informiert sie mit einer Leuchtdiode über die korrekte Phasung der Netzleiste. Ein Feature, welches ich bei vielen höherpreisigen Netzleisten immer wieder vermisse. Sind die Geräte ausgephast, fällt das Umstecken leicht und dem Klangerlebnis steht eigentlich nichts mehr im Wege.

Interessant ist noch eine weitere Funktion, die Einstein mit „DC detect“ bezeichnet. Leuchtet hierzu eine weitere Leuchtdiode auf dem Display auf, wird das Stromnetz durch Gleichspannungen verschmutzt. Hervorgerufen wird dies beispielsweise durch Dimmer im gleichen Stromkreis, durch Durchlauferhitzer und durch elektrische Fußbodenheizungen. Das Ergebnis könnte ein Trafobrummen in Geräten ihrer Anlage sein, verbunden mit reduzierten Leistungsreserven. Tritt dieser Fall ein und erweist er sich als dauerhafter Störenfried, bieten die Einstein Spezialisten ihre Hilfe an, um Lösungen zu erarbeiten. Last not least ist in der Stromleiste noch ein Überspannungsschutz und ein 2-poliger Ein-Aus Schalter integriert, der für eine sichere Unterbrechung zum Stromkreis sorgt. Das handgefertigte Innenleben wird mit einem 2 mm² hochreinen Kupfer verdrahtet, welches wiederum versilbert wird, um jegliche Oxidierung zu unterbinden. Zur Isolierung wird ein schwer entflammbares Teflon verwendet.

 

Klangliche Aspekte

Ich habe mir erlaubt, auch mal eine Mini Stereoanlage aus dem niedrigen Preissegment in Kombination mit der Leiste „The Octopus Ultimate“ zu hören. Für die kleine Project Anlage ist es sicher eine Ehre gewesen, denn üblicherweise überlässt man viele Mini Anlagen den preisgünstigen Steckerleisten aus dem Baumarkt.

Der klangliche Sprung war denn auch gewaltig. Ein überraschend fester und klarer Klang ziseliert auf einmal im Raum. Die Mini Anlage ist mit einem Schlag erwachsen geworden. Die Klangverbesserung an sich verwundert mich weniger anhand der qualitativ hochwertigen Steckerleiste, es überrascht bloß, zu welchen Leistungen diese kleine Anlage auf einmal fähig ist und welchen Hörspass man sich eigentlich nimmt.

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Natürlich profitiert eine hochwertige Anlage ebenso. Sie wird es natürlich nicht in dem Maße tun, weil die meisten Anlagen in oberen Preisklassen von kompetenten Hifi Enthusiasten betrieben werden, die sich der Klangverbesserung einer guten Steckerleiste bewusst sind und so etwas bereits verwenden.

Lohnt es sich also tatsächlich, eine so hochwertige Stromverbindung wie die von Einstein in seine Betrachtung einzubeziehen? Gute Steckerleisten für 600 – 800 € spielen durchaus auf dem Niveau der Einstein Leiste mit, wären da nicht die kleinen Unterschiede. Es wird wohl unter anderem an der hervorragenden Schirmung und an der Filterung der Digitalgeräte liegen, die die Unterschiede ausmachen. Besonders bei leisen Musikstücken hörbar, scheint die Einstein Leiste nicht zur Aufnahme gehörige Hintergrundgeräusche herauszunehmen. In Fachkreisen spricht man gerne von „Schwärze“, dem Reduzieren eines schwachen Rauschens, welches einem erst wirklich bewusst wird, wenn es nicht mehr hörbar ist. Dieses wiederum führt dazu, dass die Musik einfach feingliedriger und mit sauberen Zwischentönen wiedergegeben wird, die sonst im Einerlei verloren zu gehen scheinen.

Zudem ist nicht feststellbar, ob die Filterung, der Überspannungsschutz und auch der Ein-/Ausschalter irgendeinen klanglichen Nachteil bewirken. Dies ist nicht immer so. Es ist nur wichtig, dass man beim Zusammenbau peinlich genau auf die korrekte Phasung der Geräte achtet. Ich hatte gedacht, dass der klangliche Vorteil eher bei Röhrengeräten im Vordergrund steht. Ein Test mit einem Transistorgerät bestätigte dies aber nicht. Ein Verstärker auf Basis von Transistoren gewinnt gleichermaßen an Qualität. Ansonsten lässt sich gut nachvollziehen, dass die Musik an Stabilität gewinnt. Sie wird druckvoller, löst sich eher von den Lautsprechern und wirkt sich positiv auf die Ortung der einzelnen Instrumente aus. Wer also noch weitere Register bei dem Klangerlebnis ziehen will, sollte die optisch ungewöhnliche Einstein Steckerleiste zumindest in die engere Wahl ziehen.

 

Technik

  • Einstein Netzleiste The Octopus Ultimate
  • 8-fach Steckleiste mit Überspannungsschutz
  • Max. 16 A Stromstärke (Bei der Verwendung von Netzkabeln mit C19/C20 Netzsteckern)
  • Innenverkabelung 2 mm² hochreines Kupfer, versilbert, Teflon (PTFE) ummantelt
  • Automatische Phasenerkennung
  • Spannungsanzeige
  • Erkennung störender Gleichspannungsanteile DC „detect“
  • Gehäuse aus hochglanzpoliertem Edelstahl
  • Gewicht 3,5 kg
  • Abmessungen 390 x 150 x 90 mm
  • Netzkabel im Lieferumfang enthalten
The Octopus Ultimate von EINSTEIN

Fazit

Die Saudiophiler Tippteckerleiste von Einstein Audio gehört meines Erachtens zu den klanglich besten, die im Bereich des Hi-End zu finden sind. Hier wurden alle technischen Register gezogen, die bei der passiven Stromversorgung möglich sind. Im Business würde man von einer State-Of-The-Art Lösung sprechen. Der Begriff „Ultimate“ soll wohl einen ähnlichen Gedanken zum Ausdruck bringen.

Wer sich überwunden hat, 1.990,- € für die optisch perfekt anmutende Leiste auszugeben, wird voraussichtlich ein anderes, ernsthaftes Problem haben. Er wird sie nur ungern hinter dem Hifi Rack oder hinter dem Schrank platzieren wollen. So ein feines Stück Technik schaut man sich immer wieder gerne an oder, um es noch anders auszudrücken, dieses im Ruhrgebiet gefertigte Produkt gehört eigentlich neben oder gar vor die Anlage – wären da nicht die Stromkabel und möglicherweise ein uneinsichtiger Lebenspartner.

Mit angesteckter Verkabelung sollte Ihnen auch klar werden, warum die Steckerleiste den Namen „The Octopus“ bekommen hat. Mich erinnert das an die Entwicklung des Aston Martin 0-77, einem sündhaft teuren, englischen Sportwagen, bei dem sich die Designer darauf einigten, alle Bauteile optisch perfekt herzustellen und zu verbauen. So gerät der Wagen auch dann zu einem Designerlebnis, wenn man bei offener Motorhaube zwischen Motorlagerung und Auspuffkrümmer schaut. Es ist egal, wo einen der Blick hinbringt, stilistisch begegnet einem ausschließlich technische Finesse in anmutiger Form.

Braucht der Mensch so etwas? Das ist schwer zu beantworten. Es gibt sicher Argumente dafür und dagegen. Auch ohne fein poliertes Edelstahl, perfekt gebogen in einer unüblichen dreieckigen Form, wäre so ein klangliches Erlebnis möglich gewesen und damit sicher auch die Ersparnis von einigen hundert Euro. Aber diese Philosophie vertritt Einstein nun mal nicht, auch nicht bei den hervorragend gefertigten Röhrenverstärkern, die man in Bochum im Programm hat. Und letztendlich entscheidend ist, dass neben den Augen auch die Ohren von feinstem Hifi verwöhnt werden. Das lässt sich längst nicht von allen Herstellern sagen, die versuchen, beim Design eine ähnliche Philosophie zu verfolgen. Der Firma Einstein ist dieses Kunststück jedenfalls gelungen.

Der Preis

UVP 1.990,- Euro (Stand 11/2014)

 

Vertrieb

Einstein Audio Components GmbH
Prinz-Regent Strasse 50-60
D-44795 Bochum
Tel. +49-(0)234-973 1512
Fax +49-(0)234-973 1511
E-Mail: info@einstein-audio.de
www.einstein-audio.de

 

 

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