Als Redakteur hat man immer mal wieder schwierige Themen:
- Themen, von denen man weiß, dass das Geschriebene bei einigen Lesern große Skepsis hervorrufen wird.
- Themen, die in der Lage sind, die Leserschaft zu teilen und heftige Diskussionen auszulösen.
- Themen, bei denen man als Autor Gefahr läuft, vorschnell in die Schublade „unglaubwürdig“ oder „unseriös“ zu wandern.
So ein Thema ist gewiss „Der klangliche Einfluss von Netzwerkkabeln„.
Eine Grundsatzfrage, bei der einige Leser erst einmal die Nase rümpfen, die Arme verschränken und die felsenfeste Ansicht vertreten, dass eine klangliche Einflussnahme unmöglich sei. Schließlich werden nur digitale Nullen und Einsen durch das Kabel geschickt, die selbst bei einem schlechtem Leitermaterial auch wieder nur als digitale Nullen und Einsen aus dem Kabel herauskommen.
„Problematisch“ wird das Ganze dann, wenn in einem Testbericht über Netzwerkkabel von deutlichen Klangverbesserungen berichtet wird. Also, falls Sie zu dieser Lesergruppe gehören, bitte machen Sie sich jetzt auf das Schlimmste gefasst: Genau das wird gleich passieren. Aber davon nicht genug, denn wir versuchen zudem, das Dilemma auch noch zu (er-)klären!
Der Höreindruck
Jedes Kabel hat bekanntlich zwei Enden, die bei einem Netzwerkkabel üblicherweise mit zwei gleichen RJ45-Stecker konfektioniert sind. Das ist selbstverständlich auch bei dem Phonosophie-Kabel der Fall. Dennoch gibt es hier die Besonderheit, dass das Kabelende, das mit der Signalquelle verbunden werden soll, besonders gekennzeichnet ist. Das Kabel hat also eine bevorzugte Laufrichtung.
Bei unserem Test musste somit der markierte Stecker mit dem Musikserver verbunden werden. Das andere Kabelende, sozusagen der Kabelausgang, wurde beim Netzwerkplayer eingesteckt. Als Musikserver diente ein handelsüblicher NAS (=Network Attached Storage), der sowohl gerippte Titel von CDs, als auch hochauflösendes Musikmaterial bereitstellte.
Als Vergleichsobjekt diente ein Standard Kat 5e Netzwerkkabel aus dem Computerhandel. Für den ersten Hördurchgang durfte YELLO mit „Drive, Driven“ die Hörgrundlage liefern. Zuerst über das „normale “ Computerkabel und im zweiten Schritt mit dem Spezialkabel aus Hamburg.
Die klanglichen Unterschiede fielen bei diesem Stück zunächst nicht gleich auf, da die spritzigen Synthesizereffekte von den filigranen Unterschieden bei der Wiedergabe der abgrundtiefen Männerstimmen ablenkten. Aber letztendlich konnte nicht geleugnet werden, dass das Standardkabel die Vocals des schweizerischen Duos kraftloser und mit wenig Aussagekraft reproduzierte. Es fehlte einfach „Schmackes“, die dafür das Phonosophiekabel lieferte und dieser Aufnahme zu einem besonderen Hörerlebnis verhalf.
Viel deutlicher wurde es bei Sara K. mit „Oh Well!“. Über die Phonosophiestrippe vergrößerte sich die virtuelle Klangbühne in Breite und Höhe. Das hatte zur Folge, dass Sara K. aus ihrer virtuellen Bonsaigröße schlüpfte und nun deutlich näher beim Zuhörer ihre Gesangeskunst präsentierte. Zudem passten Stimme und Gitarre jetzt räumlich besser zueinander, da sie auf der gleichen Ebene spielten.
Bei dem 08/15 Vergleichskabel war das nicht der Fall. Überspitzt ausgedrückt, hatte man beim Standardkabel den Eindruck, Sara K. ist so klein, dass sie zu den Gitarren, die sich vor ihr befinden, aufschauen muss. Auch die Dynamik blieb gegenüber dem Phonosophieverbinder deutlich zurück. Obwohl der Lautstärkeregler an der gleichen Stelle verweilte, entstand der Eindruck, dass bei Verwendung des Hamburger Spezialkabels alles lauter wiedergegeben wird.
Der Aufbau
Die Spezifikation liest sich nüchtern: Das Leitermaterial besteht aus verzinnten, sauerstoffarmen Kupfer mit einem Querschnitt von 32 AWG. Es handelt sich um ein 10-Gigabit-Ethernet-Kabel mit einer Betriebsfrequenz bis 500 MHz und einer Übertragungsrate von maximal 622Mbit/s. Der Gewebemantel ist schwarz mit rotem Faden, der Isolationswiderstand beträgt 10 MOhm.
Interessanter wird es hinsichtlich der Kabelbestandteile. Die vier einzelnen Kabelpaare sind miteinander verdrillt und mit einem eigenen Schirm versehen. Gem. Phonosophie verhindert dies die Intermodulation. Zusätzlich wurde der gesamte Kabelaufbau mit einen weiteren Schirm versehen.
Die RJ45-Stecker bestehen aus einem leichten und massearmen und resonanzdämpfenden Material um Vibrationen in der Buchse entgegenzuwirken. Auch der Gewebemantel wurde hinsichtlich der Dämpfung von Resonanzen optimiert.
Die Wirkungsweise
Eine digitale Null bleibt eine Null, eine digitale Eins bleibt eine Eins. Das ist auch bei diesem Kabel so. Der klangliche Mehrwert kommt also durch einen anderen Effekt zustande. Gemäß Phonosophie wird bei diesem Kabel die Abstrahlung von unerwünschten HF-Impulsen, die „einen direkten, negativen Einfluss auf die Interpretation der musikalischen Darbietung“ hat, unterdrückt.
Was das bedeutet? Phonosophie-Chef Ingo Hansen zeigt die klangliche Auswirkung gerne auf öffentlichen Vorführungen.
Dazu führt er Musik an einer Anlage ohne direkte Netzwerkanbindung vor. Also an einer konventionellen Kette mit einem Plattenspieler oder CD-Player als Quellmedium.
In einem A/B-Vergleich trennt er dann ein herkömmliches Netzwerkkabel durch einfaches Ausstecken vom Router. Obwohl die Hifi-Kette keine Verbindung zum Netzwerk hat, führt das – gem. seinen Ausführungen – zu einer Klangverbesserung.
Diese Behauptung haben wir selbstverständlich in einem Eigenversuch überprüft. Und tatsächlich, bereits nach dem Abstecken eines einzelnen Netzwerkkabels waren subtile positive Veränderungen hörbar. Richtig deutlich wurde es beim Trennen aller Netzwerkkabel.
Daraus lässt sich schließen, dass das Netzwerkkabel im eingesteckten Zustand als Sendeantenne agiert und für das menschliche Hörvermögen bzw. die Audiokette ungünstige Frequenzen emittiert.
Fazit
Nie wieder „ohne“! Das Phonosophie LAN-Kabel mit Aktivatortechnik macht Freude und haucht der digitalen Wiedergabe aus dem Netzwerk neues Leben ein. Wer dem Ganzen skeptisch gegenübersteht, kann leicht an Hand des geschilderten Versuches die klanglichen Auswirkungen von Netzwerkkabel überprüfen. Im Test hatten wir die 1 m Version mit Aktivatortechnik im Einsatz, die für 250 Euro erworben werden kann. Das ist eine überschaubare Ausgabe, die angesichts des klanglichen Mehrwertes durchaus in Ordnung geht.
Preise
Länge | ohne Aktivatortechnik | mit Aktivatortechnik |
1,0 m | 120,- € | 250,- € (Testkabel) |
1,8 m | 210,- € | 440,- € |
3,0 m | 300,- € | 630,- € |
5,0 m | 480,- € | 1.010,- € |
10,0 m | 950,- € | 1.990,- € |
Hersteller
Phonosophie
Ingo Hansen Vetriebs GmbH
Luruper Hauptstraße 204
22547 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 837077
Web: www.phonosophie.de
Testanlage
- Musikserver: SYNOLOGY 217 Play
- Netzwerkplayer: Pioneer N70 mit Phonosophie-Modifikation
- Amplifier: Emitter 1 HD
- Lautsprechern: Sonus Faber Grand Piano Home