Dass nicht nur ein Kabel, sondern auch die Stecker dem Klang auf die Sprünge helfen können, hörte ich zum ersten Mal vor rund 25 Jahren. Damals gab mir mein Hifi-Händler neben diverser Lautsprecherkabel zwei Sets unterschiedlicher Bananenstecker mit, in denen sich die gekrimpten Enden der Strippen mittels Schrauben im Handumdrehen befestigen ließen – ideal für den Vergleichstest.
Beide besaßen vergoldete Kontakte, die teurere Variante stammte von dem für mich noch unbekannten deutschen Hersteller WBT. Sie besaß eine geniale Spreizmechanik, die den Pin kontaktsicher in den Buchsen verspannte und mein Technik-Herz höherschlagen ließ.
Der Preis schreckte mich anfangs allerdings ab: Acht Stecker kosteten 200 D-Mark – ein Drittel meines Azubigehalts. Doch schon nach wenigen Hörsessions wollte ich sie haben, denn meine Infinity-Kappa-Lautsprecher spielten im Bass präziser, wodurch der Drive zulegte. Streicher, Holzbläser und der Gesang wirkten noch natürlicher als mit den günstigeren Bananas.
Am meisten beeindruckte mich allerdings die Räumlichkeit: Bei einem Stück von Loreenas McKennits Album »To drive the cold winter away« ertönte die Orgel plötzlich hinter mir – das hatte ich zuvor noch nicht erlebt, deshalb erinnere ich zumindest noch an die CD.
Weniger ist mehr: Massearme Stecker verbessern den Klang
2010 überraschte mich WBT erneut. Im Rahmen einer Reparatur unseres CD-Receivers ersetzte Günther Mania, Mitgründer des badischen badischen Hifi-Herstelles AVM, die WBT-Classic-Lautsprecherterminals gegen die neuen WBT-Nextgen™-Modelle – allerdings ohne uns es mitzuteilen.
Erst auf unsere Rückfrage, warum die Musik noch mehr das Herz berühre und noch echter klänge (O-Ton meiner Frau nach den ersten Hörsessions) als vor der Reparatur sagte er es uns – er wollte herausfinden, ob uns etwas auffällt.
Technische Erklärung für die Verbesserung: Dank weniger massiver Kontaktflächen reduzieren WBT-Nextgen™-Buchsen sogenannte Massespeichereffekte und Wirbelströme. Als logische Konsequenz tauschte ich daraufhin auch die WBT-Classic-Bananenstecker gegen die Nextgen™-Modelle mit dem leichten Kunststoffgehäuse.
Die geniale Spannmechanik besaßen sie auch. Auch an meiner Endstufe der Zweitanlage ließ ich die Buchsen ersetzen, musste meinem Radiotechniker allerdings gut zureden, warum er die supermassiven Kontakte gegen das moderne »Plastikzeugs« tauschen solle. Die Klangsteigerung lag in einem ähnlichen Rahmen wie oben beschrieben – was ihn mit dem Umbau versöhnte.
2019 kündigte WBT die nächste Innovation an: PlasmaProtect™. Dabei handelt es sich um ein neues Verfahren zur Oberflächenveredlung. Das Hauptleitermaterial besteht bei hochwertigen Steckern meist aus Kupfer, weil es besser leitet als das sichtbare Gold. Doch ersteres oxidiert mit der Zeit – wie man an Haus- und Kirchendächern sieht. Davor schützt der Edelmetallüberzug.
Er wird in der Regel mit Hilfe von giftigen Chemikalien in einem galvanischen Bad aufgebracht. Allerdings entstehen dabei mikroskopisch kleine, mit bloßem Auge nicht erkennbare Einschlüsse, die die Leitfähigkeit reduzieren. Die neue PVD-Technik (Physical Vapour Deposition) von WBT, PlasmaProtect™ genannt, ermöglicht dagegen eine sehr gleichmäßige Beschichtung.
Die Entwicklung dieser Technik dauerte laut Hersteller rund fünf Jahre. Im ersten Schritt werden die Reinkupferleiter in einer Hochstrompolieranlage von Verunreinigungen befreit, was eine optimale Kontaktqualität sicherstellt. Anschließend wandern sie in eine Vakuumkammer.
Dort setzt eine Plasmaentladung atomares Gold frei. Dieses prallt mit hoher Geschwindigkeit auf die Kupferleiter, wird dadurch atomar angebunden und (van der Waals-Kräfte) somit unlösbar verankert. Das Resultat ist ein homogener Materialverbund mit einer Oberfläche aus 24-karätigem Gold.
Der Höreindruck
Das hört sich nicht nur auf dem Papier gut an, wie der Umstieg bei mehreren Anlagen auf die WBT WBT 0610 Cu Nextgen™-PlasmaProtect™-Bananenstecker (rund 30 €/pro Stück) zeigt. Sie sehen genauso aus wie die zuvor eingesetzten Modellen mit galvanisch veredelten Kontakten, doch der Klang ist noch energiegeladener und ausdrucksstärker, schön zu erleben bei Loreena McKennits Lied »The old ways« von der CD »Live at the Royal Albert Hall«.
Es beginnt mit folgendem Text »The thundering waves are calling me home, home to you. The pounding sea is calling me home, home to you«. Die die tosende Brandung darstellenden Trommeln wirbeln stärker und besitzen mehr Schub, der Flügel kommt dynamischer, die Streicher spielen beschwingter und Loreenas inbrünstiger Gesang geht so sehr unter die Haut, dass mir ein stilles »Wow« entweicht. Dann folgt der Tempowechsel und auch die langsameren Passagen berühren mich durch die gesteigerte Feinauflösung und die vielschichtigen Klangfarben stärker.
Das Mehr and Grob- und Feindynamik sowie die Klangfarbenvielfalt machen sich auch bei der CD »The Frankfurt Opera Concert 1975« von Baden Powell & Trio bemerkbar. Als ich den Song »Pascador« des Bossa-Nova-Gitarristen das erste Mal im Radio hörte, nahm mich die innere Spannung der Liveaufnahme sofort gefangen und ich kaufte mir die CD.
Die WBT 0610 Cu Nextgen™-PlasmaProtect™-Bananensteckern intensivieren das Erlebnis: Fein gezupfte Gitarrenanschläge kommen noch filigraner, grob gezupfte dagegen mit mehr Schmackes, Pausen sind noch klarer abgegrenzt, wirklich still im Sessel sitzen kann ich nicht mehr. Außerdem liegt zwischen der Gitarre im Vordergrund und dem dahinter spielenden Schlagzeug mehr Luft.
Als Fan von Heavy Metall der härteren Gangart begeistert es mich immer wieder aufs Neue, wie sehr auch dieser Musikstil von Fortschritten in Sachen Hifi-Technik profitiert. Bei der Metall-Core-CD Phantom Anthem von August Burns Red klangen mir die Gitarren stellenweise zu blechern, was sich durch den Umstieg auf die WBT 0610 Cu Nextgen™-PlasmaProtect™-Bananenstecker auf ein erträgliches Maß reduziert hat.
Endlich kann ich die CD hören, ohne der Studiocrew bessere Ohren zu wünschen. Außerdem geht es insgesamt noch mehr zur Sache – so wie auf einem Livekonzert, wenn die Chemie zwischen Band und Publikum einfach passt. Geil!
Das Fazit
WBT trifft mit den 0610 Cu Nextgen™-PlasmaProtect™-Bananenstecker voll ins Schwarze. Für unbedarfte mögen 30 Euro pro Stecker verrückt sein, doch in Anbetracht des Klanggewinns sind sie günstig. Eine derartige Klangsteigerung erfordert bei Geräten oder Lautsprechern schnell einen vierstelligen Betrag.
P.S.: Die 0610 Cu Nextgen™-Bananas mit den galvanischen Kontakten spielen jetzt an der Surroundanlage im Heimkino – und mit den rund 25 Jahre alten Classic-Bananas verfeinere ich demnächst den Klang beim Sohn von Freunden. Dort stehen seit einem Jahr meine alten, modifizierten Kappas. Sie machen ihm und seiner Frau viel Freude – und er staunt immer wieder aufs Neue, was sich mit bei mir ausgedientem Zubehör wie Kabeln, Steckern, Netzleisten & Co. noch herausholen lässt. Qualität zahlt sich eben aus!
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