Netzstromleiste Reference 4 creaktiv®Systems – HiFi Test

Lesedauer: ca. 9 Minuten

creaktiv Systems Reference 4

Von einem mehr an Raum zu einem mehr an Zeit

Um eine möglichst maximale Leistung bei der Musikreproduktion zu ermöglichen, sollten eigentlich alle daran beteiligten Komponenten optimiert sein. Dies mag zunächst wie eine triviale Erkenntnis erscheinen; doch wie oft vernachlässigt man die am gesamten Prozess beteiligten Elemente?

Im Prinzip schließt das alles ein, was im Hörraum vorzufinden ist und erneut offenbart es sich mir, wie überaus wichtig eine gute Stromversorgung der Geräte ist.

Die Reference 4 ist Bestandteil des sogenannten Main Power Distributor Systems aus dem Hause creaktiv® Systems. Für den Test dieser Netzleiste habe ich mich entschlossen, diese mit einem besonders billigen Exemplar seiner Gattung zu vergleichen. Zum Ersten um einen maximalen Unterschied wahrnehmbar werden zu lassen. Und zum Zweiten wurde ich schon sehr oft Zeuge, dass viele Hörer die Art der Stromversorgung ihrer kostspieligen Anlagen zu sehr vernachlässigen. Aber auch ich musste zunächst meinen Horizont erweitern, um nach Jahren des Hörens dahinter zu kommen, dass es keinen Sinn macht, Geräte, die mehrere Tausend Euro kosten, mit Standard Netzstromleisten zu versorgen.

Diese No-Name Netzleiste aus einem Baumarkt bietet Anschlüsse für drei Geräte und hat auch nicht mehr als eben soviele Euro gekostet. Und schon gleich zu Beginn der Hörsitzung, mit der Stromleiste aus dem Baumarkt, fallen einige Umstände auf die mich irritieren. Wie zum Beispiel bei der Oper „Tosca“ von Giacomo Puccini auf der Decca Vinyl-Neuauflage Ace of Diamonds, bei der ich im Moment des Hörens nicht wissen kann, wo sich beim 2. Akt auf der dritten Seite, die Opernstimmen auf der Bühne aufhalten sollen. Denn beim Hören der Baumarkt-Netzleiste versammeln sich sämtliche Akteure auf der Bühne vornehmlich nur auf der, von mir aus gesehenen, rechten Seite. Sicher kann das durchaus so korrekt sein, erscheint mir aber als recht ungewöhnlich, da der größte Teil der restlichen Bühne für lange Zeit ungenutzt bleibt.

Salome
Wiener Philharmoniker Salome
Zumindest denke ich beim Hören über solche Dinge nach. Wie auch darüber, dass die gesamte Darbietung erhebliche Mängel aufweist. Instrumente werden übergroß und kaum lokalisierbar wiedergegeben und bei lauten Passagen sind deutliche Verzerrungen zu hören. Das Musik-Drama „Salome“ von Richard Strauss, gespielt von den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan, fällt in der Vinyl-Ausgabe, erschienen auf EMI, auf den ersten Blick durch eine außergewöhnlich gute Gesamtqualität auf.

Doch auch hier bin ich ständig damit beschäftigt, ob das mit den merkwürdig verteilten Positionen der Stimmen auf der Bühne in Ordnung geht. Manche Sänger scheinen mitten im Orchester zu stehen. Und auch hier wandern Akteure, vor allem wenn Stimmen lauter werden, merklich in verwirrend erscheinenden Positionen durch den Raum. Gesang wie auch Instrumente erscheinen als räumlich zu sehr ausgeweitet und sind entweder nur kaum oder relativ schlecht zu lokalisieren.

Paul Hillier Proensa
Paul Hiller Proensa
So unglaublich schön die Musik auch erklingen mag: So gibt es auch auf der Vinyl-Ausgabe der Schallplatte „Proensa“, aus der Reihe ECM NEW SERIES, mit dem Bariton Paul Hillier, merkwürdig erscheinende Phänomene. Etwa bei dem ersten Stück auf Seite 1 „Farai un vers“, wenn er leise beginnt zu singen und sich schlecht lokalisierbar, mehr auf der linken Seite befindet und wenn er seine Stimme erhebt, diese sich dann langsam zur Mitte hin bewegt.

Hingegen erscheint es bei der Schallplatte des Original-Soundtracks der Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ des Peter-Thomas-Sound-Orchesters bei dem ersten Stück „Space-Patrol“ wohl als gewollt, dass die Musiker sich nur auf der linken wie rechten Seite befinden, während sich in der Mitte ein großes Loch auftut.

 

 

Vorsicht, in der Mitte ist ein Loch!

 

PeterThomasSoundOrchester Raumpatrouille Orion
Peter Thomas Sound Orchester Raumpatrouille Orion

Zumindest solange bis an einer späteren Stelle genau dort eine Posaune zu hören ist. Doch ist diese ungewöhnliche Positionierung der Musiker nicht das eigentliche Problem. Diese Schallplatte ist sehr laut abgemischt und ertönt, vor allem bei den Blechbläsern, an den intensivsten Stellen, als unangenehm verzerrt.

Noch schlimmer ist die Wiedergabe der Platte vom Original Motion Picture Sound Track des James Bond Films „Thunderball“. Die Musik stammt von John Barry und die gleichnamige Titelmelodie wurde von Tom Jones gesungen. Die einzig mögliche Unterscheidung besteht nur aus den Unterschieden, die sich zwischen dem linken wie rechten Kanal ergeben. Nichts ist hier körperhaft, oder lokalisierbar und auch Tom Jones kann ich zwar irgendwie hören, aber der kommt scheinbar wie ein Geist aus einem Vakuum zu mir herüber.

Nach dem fliegenden Wechsel auf die Reference 4 von creaktiv® Systems scheine ich eine neue Welt zu betreten. Platte für Platte lege ich nun erneut auf und bereits bei „Tosca“ bestätigen sich meine Bedenken, da sich nun plötzlich alles seinem Platz befindet.

Räumliche Bezüge werden klarer dargestellt: Die Sängerstimmen sind jetzt nicht mehr nur auf einer Seite zu hören; sie verteilen sich mehr auf der Bühne. Der gesamte Raum gewinnt an Größe und die Akteure an Plastizität. Bei der bereits oben erwähnten „Salome“ fällt auf, dass der gesamte Raum mehr mit Feinzeichnung im Hochtonbereich erfüllt ist.

 

Könnte mal bitte jemand das Licht einschalten?

 

Es ist beinahe so, als ob jemand eine akustische Lampe eingeschaltet hat, die jetzt „Licht“ ins Dunkel bringt. Im oberen Spektrum ist nun die Luft mit feinsten Zeichnungen von Details erfüllt. Immer wieder fällt auf, dass Stimmen wie auch Instrumente nun körperhafter, fokussierter und lokalisierbarer geworden sind. Und auch hier erscheint der gesamte Raum als größer.

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Manger Speaker

Vor allem kann ich mich nun, nur noch auf die Musik konzentrieren und störende Gedankengänge stellen sich ab. Bei der Platte „Proensa“ ist Paul Hillier nun genau dort zu hören, wo er schon die ganze Zeit hätte sein sollen: nur in der Mitte. Die Laute erklingt punktueller, klarer, körperhafter und dreidimensionaler.

Langsam bekomme ich meinen Spaß und es ist ein Hochgenuss das zweite Stück „Reis glorios“ zu hören. Wieder befindet sich Mr. Hillier in der Mitte, während auf der linken wie rechten Seite Lauten zu hören sind. Ich werde von der Schönheit seines Gesangs geradezu überwältigt. Dieser Liebreiz leidet, wenn etwas nicht stimmt, und kommt voll zur Geltung, wenn ich nicht ständig von Ungereimtheiten abgelenkt werde. Ich bin äußerst gerührt und wünsche mir nur, dass diese Musik unvergessen bleibt.

Insgesamt erscheint nun sämtliches Musikmaterial als in sich konsistenter, konturierter und mit größerer Abbildungsschärfe. Bei der „Raumpatrouille“ bleibt zwar das Loch in der Mitte erhalten, anscheinend war das bei der Produktion ein gewünschtes Ergebnis, aber die Verzerrungen bei den lautesten Stellen sind verschwunden.

Auch hier gewinnt alles an Plastizität und Kontrolliertheit. Jedenfalls sind die Unterschiede zu der billigen No-Name Netzleiste aus dem Baumarkt so dermaßen groß und eindeutig, dass ich mir diese Eindrücke für den nächsten Test am Folgetag gut merken kann.

 

Die Raumzeit-Vergessenheit

 

Denn Creaktiv® Systems empfiehlt die Reference 4 für mindestens 24 Stunden mit den Geräten zu betreiben, um zumindest bis zu 70% der Effektivität zu entfalten. Damit sich die Entstörwirkung der ci2p Anti-Elektrosmog-Technologie vollständig auf die Komponenten übertragen kann, ist ein Dauerbetrieb, der auch im Leerlauf möglich ist, von mindestens 3 Tagen nötig. Für den ersten Testdurchlauf habe ich die Leiste 4 Tage mit den Geräten im Leerlauf betrieben. Und selbst wenn beim Testen am fünften Tag, im fliegenden Wechsel mit der Baumarkt-Leiste, die Geräte ja noch von der Nachwirkung der Entstörung profitierten, war der Unterschied im direkten kurzfristigen Wechsel der beiden Leisten, wie bereits oben beschrieben enorm groß.

Doch um zumindest die drei Viertel der Leistung zu erfahren, war ich einfach zu ungeduldig um drei Tage zu warten. Von daher habe ich exakt nach einem Dauerbetrieb von 24 Stunden, den Test ohne fliegenden Wechsel, somit nur mit Reference 4 alleine erneut durchgeführt.

Und nach diesem Leerlaufbetrieb von einem vollen Tag kann ich es kaum glauben, wie sehr sich das Ergebnis noch weiter gesteigert hat. Was sofort auffällt, ist die Tatsache, dass es mir schwerfällt, mich vom Hören zu lösen. Die Qualität hat nun ein Niveau erreicht, wo ich einfach nur noch sitzen bleiben möchte, um immer weiter zu hören.

Beim eingangs erwähnten Bühnendrama „Salome“ ist kurz nach Beginn der Bassbariton José von Dam als Jochanaan zu hören, der in einer Zisterne gefangengehalten wird. Wenn er seinen Part aufführt, ist nun die Akustik dieser Zisterne, wie eine gesonderte Plastik auf der Bühne zu hören. Alle Musiker sind nun sehr deutlich in ihren Raumpositionen zu vernehmen.

Doch die Frage, wie es klingt, erscheint nun nur noch als Nebensache. Da nun alles stimmt, ist es überwältigend den Klängen weiterhin die ungestörte Aufmerksamkeit zu schenken. Alles klingt authentischer und natürlicher und die feinsten Details erscheinen nicht als lästig, sondern steigern den Realismus.

Es ist einfach nur ein Traum und das erst recht bei Paul Hilliers Version von „Farai un vers“. Ich habe mehr das Gefühl, dass da ein Mensch sitzt, der singt. Alles gewinnt an Kraft und punktueller Energie wie auch an Ausstrahlung. Es ist nun noch viel schöner geworden, seiner Gesangskunst zu folgen. Wenn die Lauten gespielt werden, kann ich nun sogar die Saiten, die langsam von oben nach unten angespielt werden, in ihrer Raumposition, wie auch in ihrer Körperhaftigkeit sehr plastisch ausmachen. Ich kann die Lautensaiten mit geschlossenem Auge fast schon sehen.

Die Plastizität ist dermaßen gesteigert, dass nun das Wesen der Musik sehr eindringlich wirken kann. Die Aufführenden gewinnen im außergewöhnlichen Maß an Natürlichkeit. Die Lebendigkeit der Musiker kommt nun voll zur Geltung. Die Befriedigung beim Hören wird enorm gesteigert und die Musik durchdringt mich viel intensiver. Alles wirkt noch müheloser und unangestrengter, sodass ich fast schon vergesse, vor einer Anlage zu sitzen. Durch das mehr und besser an Raum gönne ich mir viel mehr Zeit zum Hören und gelange zum Kern des Wesentlichen.

 

Netzleiste Reference4 von creaktiv Systems
Fotos: Karl Belkner

Fazit

Der Besitzer einer hochwertigen Anlage zu sein ist ein Privileg. Und es erscheint sinnlos die Art der Stromversorgung, gerade bei kostspieligen und hochwertigen Anlagen zu vernachlässigen. Die Reference 4 von creaktiv® Systems ist ein neues Produkt mit einem sehr großen Potenzial. Sie ist sehr solide verarbeitet und recht kompakt gebaut und Bestandteil eines modularen Netzstromsystems. Die klanglichen Verbesserungen sind sehr hoch und werden derart gesteigert, dass die Musik lebendiger und natürlicher erklingt. Dieses Stück Hochtechnologie aus dem Hause creaktiv® Systems kann ich nur wärmstens empfehlen.

 

Der Preis

299 Euro (4-fach Netzstromleiste)
Stand 05/2014

Vertrieb

Audio Selection creaktiv GmbH
Drieschweg 9
D-53604 Bad Honnef
Tel. +49-(0)2224 – 949930
Fax +49-(0)2224 – 949931
www.creaktiv-hifi.com

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