Der Aufbau
Unter dem schwarz geflochtenen Mantel aus schwarzem Nylon verbergen sich drei Hyperlitzen-Stränge mit 3 x 2,63 mm² aus besonders reinem PSC+ Kupfer (siehe Kasten links unten „Hyperlitze“). An den Kabelenden sind massive, mit Palladium kalt-verschweisste Stecker angebracht. In der Nähe des Schuko-Steckers befindet sich das Batteriefach für die 72V dbs-Technologie. Es ist mittels Klettverschluss an dem Kabel befestigt. Mittels Testknopf kann der Ladezustand der (handelsüblichen) Batterien überprüft werden. Durch das dbs-System wird eine Spannung von 72 Volt zwischen Kabelmitte und Außenseite angelegt. Dabei werden die Moleküle des Dielektrikums ausgerichtet. Die dafür benötigte Energie ist so gering, daß die Batterien kaum belastet werden und erst nach vielen Jahren ausgewechselt werden müssen. Das Kabel hat eine sehr gute Haptik. Bedingt durch den großen Querschnitt der drei Innenleiter ist das Kabel relativ starr.
Hyperlitze
Je höher die Frequenz eines durch einen Leiter fließenden Stroms, umso mehr fließt dieser Strom auf der Leiteroberfläche (Skineffekt). Dieser Effekt kann bei besonders hohen Frequenzen so groß sein, daß durch die Mitte des Leiters kein Strom mehr fließt. Dadurch leitet das Kabel bei diesen hohen Frequenzen schlechter als bei niedrigen Frequenzen. Abhilfe schaffen hier viele dünne Einzelleiter (Litze), die voneinander isoliert sind. Allerdings beinflussen sich die einzelnen Litzen gegenseitig. Durch eine besondere Wickeltechnik kann diese negative Wirkung eliminiert werden. Litze mit dieser Wickeltechnik wird von audioquest „Hyperlitze“ genannt.
Der Klang
Gleich zwei Exemplare mit jeweils einer Länge von 1,8 m wurden uns von audioquest zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Ein Kabel mit speziellem 20 Ampere Stecker für unseren Amp (ASR Emitter 1 HD) und eine Strippe mit Norm-Kaltgerätestecker für den CD-Player. Von früheren Tests wussten wir, daß die audioquest-Leitungen mit dbs-System gut eingespielt werden wollen. Da machte auch das NRG-100 keine Ausnahme. Gerade beim NRG-100 konnten wir deutlich beobachten, wie die beiden Edel-Strippen Woche für Woche klanglich zulegten. Das Optimum war nach etwa vier Wochen erreicht.
Nach so langem Warten wurden wir letztendlich fürstlich belohnt. Loreena McKennitt´s filigranes Harfenspiel in „Lady of Shalott“ wurde nun gegenüber unserer Referenzverkabelung deutlich harmonischer, transparenter und luftiger wiedergegeben. Auffällig war auch die verbesserte Auflösung im Bassbereich. So erlaubte das NRG-100 eine bessere Unterscheidung der einzelnen Bassinstrumente. Dagegen wirkte im direkten Vergleich das Klangbild der Referenzverkabelung aufgedickt bei gleichzeitig eingeengter Bühne. Ach ja, fast hätten wir es vergessen: das NRG-100 ist ein richtiger „Bühnenverbreiterer“. Erstaunlich, wie die US-amerikanischen Netzkabel in unserem Hörtest die Klangbühne weiter auffächerten. Als ambitionierter audiophil-online Leser kennen Sie das ja schon: eine größere Bühne ist ein sicheres Zeichen für geringe Übertragungsverluste und optimale Abstimmung. Dieser Effekt konnte sehr schön in der hervorragenden Aufnahme von Mi Tierra „SPLIT“ (Uncompressed World Vol.I) verfolgt werden. Die Instrumente verteilten sich gut strukturiert über die gesamte Hörraumbreite, die Musik löste sich mit Leichtigkeit von den Schallwandlern, der Fuß begann intuitiv mitzuwippen…
Und was für den Wünschelrutengänger die anschlagende Rute bedeutet, sind die (unbewussten) Fuß-Wippbewegungen für den audiophilen Genusshörer. Ein Indiz aus dem Unterbewusstsein des Zuhörers, daß die Kette samt Kabel „stimmig“ wirkt. Schön, daß sich Bewußtsein und Unterbewußtsein bezüglich den klanglichen Qualitäten des NRG-100 einig waren.
Einspielzeit
gem. Herstellervorgabe 10-14 Tage. Das „uneingespielte“ Neukabel spielt deutlich unter seinen Möglichkeiten. Unsere Testkabel verbesserten sich nach 4 Wochen noch einmal deutlich im Bassbereich.
Ausführung/Preis
Unsere Testversion mit 1,8 m Länge kostete 1.250,- Euro (Stand Juli 2010).
Fazit
Wunderschön auflösendes Netzkabel, das allerdings erst nach relativ langer Einspielzeit seine Überlegenheit offenbarte. Es zauberte eine breite Bühne in den Hörraum und überraschte mit einem transparenten, offenen Klangbild. Es übertraf die sehr gute Original-Verkabelung unserer Testanlage deutlich. Einzigster Negativpunkt: der hohe Anschaffungspreis.
Vertrieb
audioquest
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