Arakas Akustik Spiegel – HiFi Test

Lesedauer: ca. 10 Minuten
Reflektor für den Hochtöner | Bild: Daniel Plaßmann

Spielglein, Spieglein an der Wand …

Ja, schön anzusehen sind sie, die Akustik-Spiegel vom Newcomer Arakas. Vor allem aber beantworten sie die Frage: Wer klingt am schönsten im ganzen Land? Doch auch das sei bereits verraten: Schönheit hat ihren Preis …

Seit ich umgezogen bin, hadere ich mit meinem neuen Hörraum. Er klingt einfach nicht so, wie er soll: zu viel Hall, zu viel Härte, einfach nicht rund. Zusätzliche Bücherregale haben natürlich Besserung gebracht, schwere Vorhänge ebenso. Aber so ganz zufrieden bin ich immer noch nicht.

In dieser etwas frustrierenden Situation kündigt sich neues Testmaterial an: akustische Spiegel von Arakas, einem Newcomer auf dem Tuning-Markt, mit denen sich Hörräume optimieren lassen – was für ein Zufall! Und das Beste: Der Entwickler und Chef von Arakas, André Grunewald, kündigt sich direkt mit an, um das Testmaterial eigenhändig bei mir aufzubauen und mir Tipps für die Anwendung zu geben.

Aus Zeitgründen reicht unser erstes Treffen tatsächlich nur zum Aufbauen und für eine kurze Einweisung. Das Ganze dauert eine gute halbe Stunde – dann steht auf jeder Box ein Aufsteller und zusätzlich im Raum verteilt fünf große und ein kleiner Akustik-Spiegel. Drei der großen Spiegel sind an speziellen Ständern befestigt, sodass sich die Spiegel in Ohrhöhe befinden und frei im Raum aufstellen lassen. Die beiden anderen haben einen eigenen Fuß und sind in meinen Regalen untergebracht. Grunewald wünscht mir noch viel Spaß beim Hören – und dann trennen sich unsere Wege auch schon wieder … zumindest vorerst.

Aufsteller auf der Box | Foto: Daniel Plaßmann

Das Produkt

Am besten gefallen mir die Aufsteller auf den Boxen. Die runden schwarzen Spiegelflächen, die sich wie Schleifpapier anfühlen, sind bündig in ein weißes Resonanzgehäuse aus Kunststoff eingelassen. Dieses ist über ein Gelenk mit einer Stange verbunden, die höhenverstellbar zunächst durch eine Aufstellerplatte läuft und schließlich in einer schweren Metallkugel endet – dem Gegengewicht, damit sich die ganze Konstruktion sicher auf dem Deckel des Lautsprechers platzieren lässt.

Über das Gelenk lässt sich die Spiegelfläche sowohl horizontal als auch vertikal kippen, sodass sich für jeden Hörraum, Lautsprecher und Geschmack die optimale Position finden lässt. Das Ganze ist sehr hochwertig verarbeitet, fühlt sich gut an und wirkt in seiner Schlichtheit elegant und futuristisch.

Ständer mit quadratischen Spiegeln | Foto: Daniel Plaßmann

Auch die Ständer mit den quadratischen Spiegeln (22 x 22 cm2) können sich sehen lassen. Hier wird die eigentliche Spiegelfläche samt weißem Resonanzgehäuse magnetisch oben auf Ohrhöhe an dem Ständer befestigt. Mit einer Rändelschraube in der Bodenplatte des Ständers lässt sich dann die gesamte Konstruktion exakt ausrichten.

Grunewald hat einen Ständer an der Wand zwischen meinen beiden Lautsprechern platziert, sodass die Spiegelfläche genau auf meinen Sitzplatz ausgerichtet ist. Zwei weitere stehen links und rechts in den Raumecken hinter mir, ergänzt um jeweils einen Spiegel mit eigenem Fuß in den Regalen seitlich neben meinem Hörplatz – alle vier genau auf den jeweils gegenüber liegenden Hochtöner ausgerichtet.

Laser-Zielvorrichtung | Foto: Daniel Plaßmann

Damit das schnell und zielsicher gelingt, liefert Grunewald eine passende Laser-Zieleinrichtung gleich mit: einfach magnetisch an einen Spiegel heften und diesen dann so ausrichten, dass der Laserstrahl genau die Mitte des Hochtöners trifft – fertig! Perfekt gelöst und idiotensicher dazu … Kompliment! Der zusätzliche kleine Spiegel (11 x 11 cm2), den Grunewald mir da gelassen hat, liegt derweil noch wirkungslos auf seiner Spiegelfläche – er wird erst später zum Einsatz kommen.

Justierung des Laserstrahl auf die Hochtönermitte | Foto: Daniel Plaßmann

Die Wirkungsweise

Grunewald nutzt ein einfaches, aber anschauliches Bild, um die Wirkungsweise der Spiegel zu erklären: So wie bei einem professionellen Fotoshooting die typischen silbernen Reflektorflächen dabei helfen, das Model mit dem vorhandenen Licht optimal auszuleuchten, so helfen die Akustik-Spiegel dabei, am Hörplatz das optimale Klangerlebnis zu ermöglichen. Der Hochtöner ist in diesem Vergleich die Lichtquelle – sein Schallanteil wird durch die Akustik-Spiegel besser im Raum verteilt. Da jeder Ton Obertöne im Hochtonbereich besitzt (von Sinustönen natürlich abgesehen), soll sich das gesamte Frequenzspektrum verbessern – also auch der Bass- und Mitteltonbereich.

Spiegel im Regal platziert | Foto: Daniel Plaßmann

Geht man etwas weiter ins Detail, muss man sich mit Direktschall, Erstreflexion und weiteren Reflexionen auseinandersetzen – und ihrem Einfluss auf die Wahrnehmung von Räumlichkeit. Hier nur so viel: Die Spiegel sollen dafür sorgen, dass nicht nur der Direktschall, sondern auch die Erstreflexion schnell und unverfälscht beim Hörer ankommt.

Dadurch blendet das Gehirn alle weiteren Reflexionen mehr oder weniger aus und es entsteht ein extrem räumliches Hörerlebnis. Zudem soll die Erstreflexion durch die raue Spiegelfläche so gestreut werden, dass der Stereoeffekt nicht mehr auf den sogenannten Sweet-Spot begrenzt ist, sondern man auch an vielen anderen Stellen im Raum angenehm mithören kann.

Ob sich das alles in der Praxis bewahrheitet? Zumindest stecken in den Spiegeln zehn Jahre Entwicklungsarbeit, bis sie genau so funktioniert haben, wie Grunewald es sich vorgestellt hat.

Der Höreindruck

Ich starte erwartungsvoll den Hörtest … und höre zunächst nichts – zumindest nichts Besonderes. Ich habe nur die beiden Aufsteller auf den Boxen in Betrieb, die anderen Spiegel liegen wirkungslos auf ihrer Spiegelfläche. Die Aufsteller befinden sich in ihrer neutralen Ausgangsposition, also weder horizontal noch vertikal eingedreht. Und so neutral wie die Position ist auch der Klang … da tut sich nicht wirklich etwas.

Dann fällt mir ein, dass mein Hochtöner mit Air-Motion-Technologie dafür bekannt ist, dass er kaum nach oben und unten strahlt – anders als eine Kalotte mit ihrem typischen Rundstrahlverhalten. Gut, denke ich mir, das könnte die Erklärung sein, warum am Spiegel kaum etwas ankommt und entsprechend auch nicht viel reflektiert werden kann.

Also aktiviere ich erst einmal die anderen Spiegel im Raum. Und tatsächlich, jetzt ist ganz deutlich etwas zu hören. Vor allem eines: Das gesamte Klangbild ist viel ruhiger und entspannter, ohne Dynamik einzubüßen. Im Gegenteil: Alles klingt knackiger und spritziger, vom Bass bis zu den feinsten Percussions.

Selbst mittelmäßige Aufnahmen lassen sich plötzlich genießen, zum Beispiel das Album „A Curious Thing“ von der britischen Singer-Songwriterin Amy Macdonald (gerippt von CD, Ausgabe 24 bit/88,2 kHz). Natürlich sind die Songs meilenweit entfernt davon, audiophil zu klingen. Aber dadurch, dass nun alles wie gestrafft wirkt und besser auf den Punkt kommt, kann ich das Album komplett durchhören, ohne genervt zu sein.

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Trotzdem lässt mich nicht los, dass die Aufsteller auf den Boxen kaum eine Wirkung zeigen. Deshalb kippe ich die Spiegel einfach mal so stark in der Vertikalen, dass ich vom Hörplatz aus nun die gesamte Spiegelfläche sehen kann – und entsprechend mehr Hochtonanteil in meine Richtung reflektiert werden müsste.

Gedrehter Spiegel mit Ausrichtung zum Hörplatz | Foto: Daniel Plaßmann

Was nun passiert, ist unglaublich. Und wenn man es nicht selbst gehört hat, kaum zu beschreiben. Es entsteht eine Direktheit, eine dreidimensionale Darstellung vor allem von Stimmen, aber eben auch eine extreme Bühnenstaffelung in die Breite und Tiefe, die schlichtweg beeindruckend ist … und die ich so noch nie gehört habe.

Mit eingewinkelten Aufstellern ist die Direktheit stärker und die Räumlichkeit etwas schwächer, mit ausgewinkelten Spiegeln genau andersherum. Meinem Hörgeschmack kommt die Direktheit absolut entgegen, denn ich bin mit geschlossenen Augen versucht, die Hand auszustrecken und nach Andra Day zu greifen.

Die US-amerikanische Soul- und R&B-Sängerin läuft bei mir derzeit rauf und runter, vor allem die etwas kitschige Ballade „Rise up“ vom Album „Cheers to the Fall“ (WMA, 24 bit/44,1 kHz) hat es mir angetan. Obwohl es sich um eine Studio-Aufnahme handelt, ist das Live-Erlebnis umwerfend. Das begleitende Klavier, der im zweiten Refrain einsetzende Chor, die leicht an Glocken erinnernde Hintergrundbegleitung in der zweiten Songhälfte – alles klingt intensiv mit einer faszinierenden Räumlichkeit, die mich förmlich in die Musik hineinzieht und mich bis zum allerletzten Ton gefangen hält. Nicht anders ergeht es mir bei meinen Hörtest-Klassikern von Kari Bremnes, Barb Jungr, Norah Jones oder Brian Flanagan. Dabei gilt: Je besser die Aufnahme, umso stärker der Effekt.

Wie stark der bereits erwähnte Zuwachs an Dynamik ist, zeigt sich besonders gut an der Coriolan-Ouvertüre von Beethoven. Das Kammerorchester Basel hat dieses Werk sowieso schon extrem spritzig aufgenommen (Sony Classical 2015, von CD gerippt, Ausgabe 24 bit/88,2 kHz). Doch was jetzt aus den Lautsprechern schallt und von den Spiegeln in den Hörraum geworfen ist, ist ein reines Dynamikfeuerwerk, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.

Und ja, auch der Bass wird knackiger. Zudem werden plötzlich Details hörbar, die vorher irgendwie in der Gemengelage untergegangen sind – beides deutlich beim Pop-Klassiker „Big in Japan“ von Alphaville in der Extended-Instrumental-Version zu hören („Forever Young – Super Deluxe“, Remaster 2019, FLAC, 24 bit/44,1 kHz). Die zahlreichen Synthesizer-Effekte, die mir vorher bewusst gar nicht aufgefallen waren, lassen mich einfach nur staunen.

Ebenfalls erstaunlich: Der Raum klingt nun an vielen Stellen richtig gut. Ich muss nicht zwangsläufig im Sweet-Spot sitzen, sondern kann irgendwo im Raum stehen und habe trotzdem das Gefühl, richtig gut Musik zu hören. Ideal für alle, die währenddessen gerne mal aufstehen und Dinge erledigen oder zu mehreren Musik hören möchten.

Mit dem kleinen Spiegel musste ich dann etwas experimentieren, bevor ich seinen idealen Platz gefunden habe: ganz oben an der Wand zwischen den Boxen. Er macht das ohnehin beeindruckende Klangbild noch eine Spur stimmiger, realer und angenehmer. Nicht viel, aber ich war zu diesem Zeitpunkt auch schon recht verwöhnt – und vollkommen glücklich: Alle meine Probleme waren gelöst … übertroffen sogar, denn so gut hat es selbst in meinem alten Hörraum nie geklungen.

Eigentlich hat es noch nie irgendwo so gut geklungen. Doch dann kam Grunewald zum Abbauen – und baute zunächst noch mehr auf: einen zweiten Ständer vorne zwischen den Lautsprechern, sodass nun zwei Spiegel frontal auf meinen Hörplatz ausgerichtet waren.

Noch mehr Spiegel? Ich war skeptisch, ob meine Ohren überhaupt noch mehr wollten. Wird die Direktheit irgendwann nicht zu viel und nervt dann zwangsläufig nur noch?

Von wegen! Aber mir fehlen nun wirklich die Worte. Ich kann nur ein „noch mehr“ vor alles setzen: noch mehr 3D, noch mehr Direktheit, noch mehr Räumlichkeit. Und wie gesagt: Das alles auf einem Niveau, das ich so noch nie gehört habe – und das zweifelsohne süchtig macht.

Justageschraube | Foto: Daniel Plaßmann

Der Preis

Der einzige Wermutstropfen! Aber die Spiegel sind ihr Geld wert: Die Aufsteller auf den Lautsprechern kosten jeweils 1.300 Euro. Ein einzelner Spiegel mit Fuß liegt bei 950 Euro. Der kleine Spiegel schlägt noch mal mit 650 Euro zu Buche.

Die Ständer sind in der Regel nicht nötig, da sich die Spiegel in den meisten Räumen auf Fensterbänken, Sideboards oder in Regalen unauffällig platzieren lassen. Falls doch ein Ständer benötigt wird, kostet dieser 290 Euro, der dazu passende Spiegel ohne Fuß liegt bei 930 Euro.

Die Laser-Zieleinrichtung ist inklusive, wenn man sich für mindestens zwei Aufsteller und drei große Spiegel entscheidet, ansonsten kostet sie 260 Euro extra.

Viel Geld! Aber: Wer es locker machen kann, bekommt hier das ultimative Tuning-Material an die Hand.

Das Fazit

Ein wahr gewordener Tuning-Traum, mit dem sich wohl jeder Raum in den perfekten Hörraum verwandeln lässt. Wer es einmal selbst gehört hat, wird sich nur schwer wieder von den Spiegeln trennen können.

Kontakt

ARAKAS
André Grunwald
Tel. 0176 80118666
Mail: ag@arakas.de
Web: https://www.arakas.de/

Testanlage

  • Amplifier Devialet 120
  • Computer Dell Studio 1749, Windows 10, JRiver Media Center 21
  • Speaker Duetta (modifiziert)
  • NF-Cable wireless (Streaming)
  • LS-Cable NovaPad Lautsprecherkabel
  • AC-Cable Amp VOVOX Textura Netzkabel 1,8 m
  • Gerätefüße NovaPads-plus
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